Schmiede-Biennale 2008

Kolbermoor 2008: Die intensivste Biennale ihrer Geschichte

Noch keine Schmiede-Biennale in Kolbermoor wartete mit einem derart dicht gedrängten Programm auf wie die siebte Auflage 2008: Demonstrationen und bis auf den letzten Platz gefüllte Fachvorträge, ein buntes Rahmenprogramm und einzigartige Ausstellungs-Beiträge dürften ebenso in guter Erinnerung bleiben wie der erneut völkerverbindende Charakter der Zusammenkunft. Vielfacher Tenor: „Die Biennale 2008 war die beste aller Zeiten“

 

kolbenmoor 2008Zuvorderst wurde von allen aktiven Schmieden, die Stäbe für die Brücke der Freundschaft oder für die Versteigerung schmiedeten, die perfekte Organisation an den Arbeitsplätzen gelobt, wenngleich sich dieses Jahr nicht ganz so viele angemeldete Teilnehmer um Ambosse und Schmiedefeuer drängten. Alle profitierten dabei vor allem von den zwei neu und perfekt vom IFGS ausgestatteten Werkstattzelten. Missklänge gab es hier nur zum Auftakt, als sich die Demonstratoren vom parallel laufenden 5. Internationalen Damaszenerstahl-Kongress in die Kolbermoorer Gepflogenheiten einzufügen hatten, sprich: selbst mit Hand anzulegen beim Aufbauen der Arbeitsplätze und strikte Einhaltung der Arbeitssicherheit. Hier konnten die Biennale-Organisatoren konstruktive Lernhilfe leisten...

Größten Arbeitseifer entfalteten bereits ab Donnerstag die jeweils gut sechsköpfigen Delegationen aus Polen, Frankreich und der Schweiz, die kleine und große Kunstwerke für die Versteigerung schmiedeten. Eine Gruppe der Absolventen der diesjährigen Meisterklasse der Metallgestalter von der Schule in Göppingen bereicherte sowohl die Schmiede-Demonstrationen als auch mit ihren Meisterstücken die zum siebten Mal von Beni Riesch perfekt arrangierte Innenausstellung im Mareis-Saal. Die Vitrinen der russischen Gäste um Juri Sarkisjan, Lehrer an der Metallgestalter-Akademie in St. Petersburg mit zweien seiner Schüler, gerieten hier zum unbestrittenen Höhe­punkt. Drei Tage lang waren ihre sensationellen und in Westeuropa noch nie „leibhaftig“ zu bestaunenden Damast-Schmuckobjekte und Mosaikdamast-Messer zu sehen.

Als Beitrag zu einem Kunstprojekt der Grundschule Kolbermoor goss Volker Allexi zwei Tafeln aus Aluminium, die am Samstag Bürgermeister Peter Kloo überreicht wurden. Eine Aluplatte trägt die Aufschrift „Kunstprojekt der GS Kolbermoor“, die andere zeigt die drei Schilfkolben des Stadtwappens. Die Tafeln sollen zwei noch freie Felder füllen an einer Kirchenmauer, die von Grundschülern mit bunten Bildern neu gestaltetet worden ist.

Traditionelles und aktuelles Schmiedehandwerk gab es in den Demonstrationen zu begutachten. Nur als Beispiele: Eine neue, schmiedbare Messing-Legierung der Ulmer Wieland-Werke stellte Helmut Brummer aus Gröbenzell vor. Erst eine Woche zuvor hatte er sie in seiner Werkstatt getestet – und für gut befunden. Praktische Rekonstruktionsarbeit zeigte Manfred Wirth aus Moosburg, der einen kupfernen Wetterhahn reparierte, dessen Kopf durch einen Sturm abgebrochen und vom Kirchturm geflogen war. Weitere Einblicke in die Arbeit mit Buntmetall gab Otto Haamann, der einen Mokume-Gane-Block schweißte und bearbeitete. Hans Neuschmid aus Erl in Tirol hatte versprochen, das Aufziehen eines eisernen Radreifens auf ein Holzwagenrad zu demonstrieren. Durch eine Armverletzung konnte er nicht selbst Hand anlegen, doch mit Tom Carstens, Hans Utzmann, Christian Potsch und Björn Seifert war schnell ein Team gefunden, das die alte Technologie noch beherrscht, selbst schon praktiziert hat und nach Hans Neuschmids Anleitung die Vorführung „rettete“. Johann Reif und Robert Schwaiger aus Moosburg bestückten eine hölzerne Egge (einen mal anderthalb Meter groß) mit weit über 20 geschmiedeten Zinken und

gaben das gute Stück sogar in die Auktion. Die Versteigerung leistete mit nahezu 3000 Euro einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der Biennale. Den stolzesten Preis (800 Euro) erzielte ein Spiegel in Form eines geschmiedeten Kasperl-Theaters, den die Schweizer IG Schmiede bereits vor zwei Jahren in Kolbermoor gefertigt hatte. Kommentar von IG-Chef Leonardo Benazzi: „Der Preis ist unglaublich!“

Geselliger Auftakt war am Freitagabend der Empfang durch Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo zu den Klängen der Ambosspolka mit den Erler Bläsern. Die offiziellen Höhepunkte des Treffens waren schließlich die Verleihung des silbernen HEPHAISTOS-Awards an Michael Ertlmeier für die Projektleitung (und -leistung) bei der Brücke der Freundschaft sowie die Übergabe des neuen, internationalen und vom IFGS vergebenen Professor-Alfred-Habermann-Preises an Heinz Denig.

Große Wanderausstellung Damaszenerstahl

Der Ring der Europäischen Schmiedestädte e.V. startet im Sommer 2008 in Zusammenarbeit mit fünf Partnerorganisationen und -institutionen seine lange geplante „Wanderausstellung Damaszenerstahl“. „Start-Stadt“ ist die Ring-Gemeinde Kolbermoor in Oberbayern, wo die Schau im Rahmen des „7. Internationalen Bayerischen Kunstschmiede- und Metallgestalter-Treffens“ und des „5. Weltkongresses Damaszenerstahl“ feierlich eröffnet werden wird.

Zur Teilnahme herzlich eingeladen sind Kunstschmiede, Waffen- und Messerschmiede, Metall- und Schmuckgestalter, Gold- und Silberschmiede sowie alle Designer und Gestalter, die sich professionell mit der Technik des Damaszierens von Stahl und auch der artverwandten Mokume Gane-Technik mit Bunt- und Nicht-Eisen-Metallen beschäftigen.

Damaszenerstahl ist von einer Mystik und Aura der besonderen Art umgeben. Herkunft und Verwendung, aber auch die Geheimnisse der Werkstoffe und Techniken über die Jahrhunderte hinweg sind der Grund für die Anziehungskraft auf den Betrachter. In den vergangenen rund 20 Jahren gab es einen wahren Boom in Sachen Damaszenerstahl, die Organisatoren der Wanderausstellung rechnen deshalb mit großem Besucherinteresse.

Messer und Klingen werden in der Ausstellung naturgemäß einen großen Anteil bestreiten, doch soll die Schau bewusst keine „Waffensammlung“ werden. Um der alten Technik neue Wege aufzuzeigen, soll ein zweiter Schwerpunkt auf Schmuck, Werkzeugen, Gebrauchsgegenständen, Griffen, Beschlägen und anderen Objektformen liegen. Alle Aussteller sind nachdrücklich eingeladen, neue Design-, Gestaltungs- und Anwendungsmöglichkeiten für Damaszenerstahl zu entwickeln und vorzustellen.

Ziel der Damaszenerstahl-Wanderausstellung ist die Präsentation der besten Damast-Stücke weltweit, der Schwerpunkt soll aber auf europäischen Stücken liegen. Nach dem geplanten Start Anfang August 2008 in Kolbermoor wird die Ausstellung in den kommenden drei Jahren durch alle 14 derzeitigen Mitgliedsstädte des Ringes der Europäischen Schmiedestädte wandern. Sie wird somit in Deutschland, Österreich, Italien, Polen, Finnland, den Niederlanden, der Tschechischen Republik und voraussichtlich auch in der Ukraine zu sehen sein. Anfragen von weiteren Ausstellungsorten und Ländern liegen bereits vor.

Die Schau wird komplett vormontiert, beschriftet, mit Schautafeln versehen, alle Objekte werden in Ausstellungs-Vitrinen verschlossen transportiert und ausgestellt. Durch einen modularen Aufbau kann die Schau den jeweiligen Ausstellungsräumlichkeiten angepasst werden. Alle Stücke werden mit einer zentralen Transportversicherung ausgestattet. Für die einzelnen Ausstellungsorte wird eine Rahmenversicherung mit präzisen Mindestanforderungen festgelegt. Die Aussteller übertragen den Veranstaltern alle Rechte an zur Verfügung gestellten Foto-, Bild- und Textmaterialien zur Verwendung in Prospekten, für Vorankündigungen, auf Websites und in anderen Medien. Begleitend zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog geplant.

Veranstalter:
Ring der Europäischen Schmiedestädte e.V.; in Zusammenarbeit mit:
- Internationale Gesellschaft für Damaszenerstahl-Forschung e.V. (IGDF)
- Deutsches Klingenmuseum Solingen
- Internationaler Fachverband gestaltender Schmiede e.V. (IFGS)
- Europäisches Zentrum für zeitgemäße Metallgestaltung e.V., Kolbermoor
- HEPHAISTOS – Internationale Zeitschrift für Metallgestalter, Immenstadt

Info und Anmeldung:
Verlag HEPHAISTOS
Gnadenberger Weg 4
D-87509 Immendstadt-Werdenstein
Tel. +49 (0)8379/728016
Fax +49 (0)8379/728018
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