Schmiede-Biennale 2012

Internationale Biennale 2012 in Bayern mit Gastland Italien: Eiserne Brüder treffen sich in Kolbermoor

Viele Premieren hat die Biennale der Schmiede bereits erlebt. Auch 2012 wird es wieder eine geben: Kolbermoor stellt ab sofort »Gastländer« im Wechsel vor. Dieses Jahr steht Italien im Mittelpunkt. Europa wächst zusammen. Damit holt unser Kontinent eigentlich nur nach, was die Schmiede schon längst vorgemacht haben. Kolbermoor steht dieses Jahr unter dem Motto »Eiserne Brüder – Fratelli di Ferro«. Bereits am Freitag, 29. Juni, startet die Einladungs-Ausstellung italienischer Meister im Rosengarten der Alten Spinnerei. Zwölf bis fünfzehn Künstler aus dem Partnerland am Mittelmeer zeigen freie Arbeiten im Außengelände unter dem Zeltdach. Diese Schau wird über die Biennale (3. bis 5. August) hinaus bis zum 14. Oktober in der Mangfallstadt zu sehen sein. Am Abend des 29. Juni gibt es eine Vernissage mit italienischen und deutschen Kollegen. Während der Biennale finden Führungen durch die Rosengarten-Ausstellung statt.

Auch die eigentliche Biennale im August steht unter dem Motto »Eiserne Brüder«. Eingeladen sind nicht nur die Partnerstädte Kolbermoors in Italien, Stia in der Toskana, Bienno in der Lombardei und Acireale auf Sizilien, sondern alle Schmiede und Metallgestalter aus dem Mittelmeerland. Einen besonderen Reiz für die Kolleginnen und Kollegen dürfte der vorgesehene Workshop der Firma Mecu ausmachen. Denn deren Schmiedebronze Ecoform ist in Italien noch weitgehend unbekannt. Die Teilnahme am Workshop, der von Michael Ertlmeier geleitet wird, ist kostenfrei. Anmeldungen sollten aber einige Wochen vorher erfolgen, da die Anzahl der Teilnehmerplätze beschränkt ist.

Der internationalen Schmiedefamilie wird 2012 in Kolbermoor einiges nicht spanisch, sondern italienisch vorkommen: Denn auch im Rahmenprogramm und bei Speis und Trank stehen die Bräuche und Gepflogenheiten Italiens im Vordergrund. Außerdem wartet die 9. Biennale der Schmiede in Kolbermoor mit einigen Neuerungen auf. Das beginnt schon bei der Anmeldung: Die Reservierung der Übernachtungsmöglichkeiten hat die Marketing-Abteilung der Stadt Kolbermoor übernommen. Es stehen wieder günstige Mehrbett-Zimmer im Übergangswohnheim zur Verfügung. Die knappen Zimmer-Kontingente in Hotels und Gaststätten und die Wohnwagen- und Zeltplätze werden nach Anmeldung von Christian Poitsch vergeben. Bürgermeister Peter Kloo informiert: »Die Anmeldung vor Ort findet an gewohnter Stelle in der Grundschule statt. Aber dort haben wir kräftig umgebaut – so auch die Vortragsräume (Klassenzimmer), die in dieser Schule neu gestaltet wurden.«

Neues und Bewährtes ergänzen sich also bei der 9. Biennale. Zurückgefahren wird das musikalische Programm an den Abenden. Es gibt lediglich bayerische und italienische »Hintergrundmusik« am Schmiedeplatz, was den Gedankenaustausch im Kollegenkreis erleichtern soll. Unverändert bleibt der Schmiedeplatz mit der mobilen Werkstatt des Internationalen Fachverbandes Gestaltender Schmiede (IFGS). Dort haben nach wie vor alle Teilnehmer die Gelegenheit, ihr Können und ihre Kniffe zu zeigen. Die Schmiedeplätze sind voll eingerichtet – nur das persönliche Werkzeug sollte mitgebracht werden. In diesem Jahr wird kein Thema vorgegeben, es darf völlig frei demonstriert werden. Die Veranstalter vom »Europäischen Zentrum für zeitgemäße Metallgestaltung in Kolbermoor« bitten auch dieses Jahr wieder darum, dass die Stücke, die während der drei Tage geschmiedet werden, zur Versteigerung am Sonntagvormittag freigegeben werden. Die Veranstalter hoffen darauf, dass vor allem die italienischen Kolleginnen und Kollegen die Gelegenheit nutzen, ihre Art des Schmiedens zu präsentieren. Den Akteuren des Gastlandes werden bei allen Veranstaltungen fachorientierte Übersetzer zur Seite gestellt.

Wie schon bei den Biennalen zuvor haben sich mehrere Kolleginnen und Kollegen bereit erklärt, Stände beim Kinderschmieden zu betreuen und so dem Nachwuchs Einblicke in die kreative Arbeit der Schmiede zu ermöglichen. Sehr großen Wert legen die Organisatoren diesmal auf ein vielfältiges Vortragsprogramm. Einige Eckpfeiler stehen bereits fest. Heiner Zimmermann, Professor an der Universität in Göteborg (Stenebyskolan) in Schweden, setzt sich kritisch mit dem Bild des modernen Schmiedes in der Öffentlichkeit auseinander. Seine Vorträge setzen sich mit Marketing, Verkauf, Präsentation und Gestaltung auseinander. Darüber hinaus stellt er die Arbeit seiner Akademie in Steneby vor.

Havard Bergland, zweiter Träger des Alfred-Habermann-Gedächtnispreises, stellt die Entstehung einer nordischen Zimmermanns-Axt vor. Wolfgang Hafner von Hewlett-Packard macht sich Gedanken über modernes Marketing und Internet für Metallgestalter. Weitere Referate sind angefragt und vorgesehen, auch die leidige Europanorm EN 1090 wird Thema sein.

Leonhard Müller vom Himmelberger Zeughammer in Österreich präsentiert hochwertige Werkzeuge für verschiedene Berufe und verrät, warum seine Zeugschmiede auch angesichts der Billigkonkurrenz aus dem Baumarkt erfolgreich verkauft.

Einen Ausblick auf eine theoretisch mögliche umweltneutrale Energiequelle für Schmiedefeuer bietet Peter Schmeller. Er erforscht unter anderem den Einsatz von Wasserstoff in der Hochtechnologie (zum Beispiel bei Auto-Antrieben). Schmeller behauptet: »Sie brauchen nur ausreichend Solarpaneele auf dem Dach, dann können Sie aus Wasser Wasserstoff herstellen und damit eine 5000 Grad Celsius heiße Wasserstoff-Flamme erzeugen.« Schmeller wird dies in Kolbermoor vorführen. Ob seine Forschungs-Arbeit in der Praxis umsetzbar ist, wird sich zeigen. Wenn es klappt, bedeutet das die Revolution in der Werkstatt, denn es gibt keine Abgase, keinen Rauch und kaum mehr Umweltprobleme. Darüber hinaus könnte der Schmied sich viel Energiekosten sparen.

Neben einer ganzen Reihe von geplanten Höhepunkten gibt es auch 2012 in Kolbermoor wieder einen Rennfeuerversuch, und es wird wieder der Alfred-Habermann-Gedächtnispreis verliehen. Der »alte« Preisträger Havard Bergland wird ihn an den nächsten Preisträger weitergeben. Wer ihn bekommt, bleibt wie immer bis zur Verleihung geheim.

Eine Biennale mit vielen Höhepunkten

Das Programm:
Ausstellung »Fratelli di Ferro« im Rosengarten der Spinnerei:
Vernissage am Abend des 29. Juni im Rosengarten.
Laufzeit von 30. Juni bis 14. Oktober

9. Biennale in Kolbermoor:
3. bis 5. August auf dem Platz vor dem Alten Rathaus

Schauschmieden und Demonstrationen:
Freitag von 9 bis 20 Uhr, Samstag von 9 bis 23 Uhr (Nachtschmieden), Sonntag von 10 bis 12 Uhr.
Vorträge finden am Freitagnachmittag, Samstag und Sonntagvormittag statt

Reservierungen für Übernachtung:
Stadt Kolbermoor,
Christian Poitsch;
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!,
Tel.: +49 (0)8031/296838

Symbolische Übergabe der Brücke der Freundschaft

uebergabeVon Kalifornien bis Russland, von Neuseeland bis in die Niederlande und Belgien, von Israel bis in die Republik Niger, von der Schweiz bis Polen, von Frankreich bis Österreich kamen Schmiede nach Kolbermoor, um am 10. August 2008 der symbolischen Übergabe der dritten Brücke der Freundschaft an Bürgermeister Peter Kloo und den stellvertretenden Landrat des Landkreises Rosenheim, Dieter Kannengießer, beizuwohnen. Die Schmiede kamen außerdem, um Völkerverständigung zu praktizieren, gemeinsam den fachlichen Austausch zu pflegen, um ein friedliches Miteinander zu leben.

Die Brücke mit all ihren individuellen Stäben, von denen einige noch während des Schmiedetreffens gefertigt wurden, steht derzeit an der Rainerstraße in Kolbermoor, direkt vor der Kirche Heilige Dreifaltigkeit.

Der ursprüngliche Gedanke war, die Brücke nach dem Schmiedetreffen wieder abzubauen, verzinken zu lassen und anschließend auf einem Platz bei den „Sechs Häusern“ in Kolbermoor aufzustellen. In Diskussionen während der Schmiedebiennale kam nun die Idee auf, die Brücke in ihrem jetzigen Zustand zu belassen und nur den Unterbau zu verzinken. Bürgermeister Kloo sagte, dass er die unterschiedlichen Lösungen und möglichen Standorte mit Architekten besprechen werde.

Die offizielle Einweihung der Friedensskulptur findet im Jahr 2009 statt, wenn Kolbermoor Gastgeber der Jahresversammlung des Ringes der Europäischen Schmiedestädte ist.


FRIEDENSPROJEKT: Die dritte Brücke der Freundschaft ist vollendet

Freiwilliges Arbeitswochenende für ein weltweites Zeichen der Völkerfreundschaft

Michael Ertlmeier und Tim Voggenreiter: Sie stehen mit ihren Stundenleistungen an der Spitze einer langen Liste von Personen, deren Engagement ein eindrückliches Friedenssymbol Wirklichkeit werden ließ.

Bruecke1Es ist vollbracht! Rund 30 Kunstschmiede aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden haben an einem „freiwilligen Arbeitswochenende“ vom 10. bis 13. April in der Werkstatt von Michael Ertlmeier im oberbayerischen Ascholding die weltweit dritte Brücke der Freundschaft vollendet. Die Friedensskulptur wird im Rahmen der 7. Schmiede-Biennale vom 7. bis 10. August in Kolbermoor bei Rosenheim feierlich eingeweiht. Ein Rück- und Vorausblick von Tobias Schumacher

Fast drei Jahre sind vergangen, seit Metallgestalter Michael Ertlmeier die ersten Entwurfszeichnungen für die Brücke zu Papier gebracht hatte. Es folgten technische CAD-Zeichnungen fürs Laserschneiden, nach Feierabend realisiert vom Architekten Werner Mock, einem Freund Ertlmeiers, ein erster Modellbau im Maßstab 1:10, bei dem Schmiedekollege Josef Still aus Kolbermoor im Vorfeld der Schmiedebiennale 2006 mithalf, und dort dann der Kraftakt von über 200 Kollegen aus aller Welt, die ersten Zierstäbe zu schmieden.

Als größter „Arbeitsbrocken“ entpuppte sich jedoch die Suche nach einem Sponsor, der die vier Tonnen Stahl bereitstellen sollte und wollte, die Ertlmeier für das Traggerüst seiner Friedensskulptur eingeplant hatte. Anfragen bei weltweit operierenden Stahlkonzernen verliefen im Sande, wurden missmutig abgetan oder blieben gänzlich unbeantwortet; eigentlich unbegreiflich, stellt man deren Jahresumsätze und Gewinne neben die 5000 Euro, die die angefragten vier Tonnen Stahl wert sind!

Vor diesem Hintergrund ist nach zweijähriger Suche um so bemerkenswerter, wer letztlich den gordischen Knoten des Stahlmangels durchschlagen hat: Tim Voggenreiter, ein mittelständischer Metallbauer und Stahlhändler aus Gelting bei Geretsried in Oberbayern. Ihn konnte Michael Ertlmeier für die Brückenidee so begeistern, dass er nicht nur den Stahl stiftete, sondern selbst kräftig mit Hand anlegte, damit die Schmiede im April ihr Friedenswerk vollenden konnten. Fast 200 Stunden hat Voggenreiter nach Feierabend mit Schweißarbeiten zugebracht, damit das Grundgerüst rechtzeitig zum Arbeitswochenende fertig wurde. Bei Ertlmeier stehen inzwischen über 400 Stunden zu Buche.

Arbeitswochenende„Die habe ich gerne investiert“, sagt er im Rückblick, nicht zuletzt, weil seine Werkstatt rund um die Vollendungstage im Fokus der Öffentlichkeit stand. Süddeutsche Zeitung und Münchner Merkur berichteten ausführlich, ein Vertreter der Münchner Gesellschaft für Handwerksmessen schaute ebenso vorbei wie Vertreter fast aller Sponsoren, die neben den Schmieden wertvolle Beiträge geleistet haben. Zu nennen ist die Firma Secamus aus Geretsried, die das Laserschneiden übernahm, vom Fachhandel Füger, ebenfalls Geretsried, stammen alle Schrauben und Befestigungsanker. Die Mündersbacher Firma EWM Hightec Welding stellte für das Arbeitswochenende ein 2000 Euro teures Schweißgerät zur Verfügung, von der Firma Rhodius Schleifwerkzeuge in Burgbrohl kam Schleifmaterial im Wert von über 500 Euro. Die beiden letztgenannten Partner hatte Stefan Elgaß mit ins Boot geholt, Chefredakteur der Zeitschrift „metallbau“, die das Brückenprojekt neben HEPHAISTOS unterstützt und promotet. Zuletzt ist die Niederlassung der Nürnberger Wiegel-Gruppe in Eching bei München zu nennen, die die komplette Brücke im Herbst feuerverzinken wird.

Nach drei Arbeitstagen von der Früh bis spät in die Nacht wurde für alle Beteiligten am Samstagabend in der Werkstatt von Michael Ertlmeier groß aufgetischt. Das Bankett bot die Möglichkeit, neue Brücken zu schlagen zwischen den Schmieden und ihren Unterstützern, ein Dia-Vortrag veranschaulichte dazu allen Gästen und Medienvertretern noch einmal die weltweite Strahlkraft der Idee von „Brücke-der-Freundschaft-Vater“ Manfred Bredohl. Von den Schmiedemeistern wurde bei dieser Gelegenheit besonders hervorgehoben, dass auch zwei Auszubildende und eine Schülerin beim Brückenbau „ihren Mann“ gestanden haben: Thomas Höckner, der bei Johann Reif in Moosburg lernt, Johannes Mock, der Sohn des CAD zeichnenden Architekten und ebenfalls ein Schmiedelehrling, sowie die Abiturientin Carina Sappl, die bei Ertlmeier immer wieder in der Werkstatt mitarbeitet.

„Schön wäre, wenn wir die Brücke samt Stäben zum Schluss noch lackieren könnten“, hofft Michael Ertlmeier auf weitere Unterstützer. Er denkt zum einen an eine Klasse einer Berufsfachschule des Maler- und Lackiererhandwerks, die mit Hand anlegt. Dazu müsste noch ein Farbenhersteller gefunden werden, der mit rund 100 Litern Metalllack der Friedensskulptur ihr endgültig schmückendes Kleid verleiht.
Dies wird allerdings erst im Herbst aktuell. Zuvor wird die Brücke im „Rohzustand“ an ihren Bestimmungsort in Kolbermoor gebracht (wobei wieder Tim Voggenreiter mit seinem Sattelschlepper im Einsatz ist), dort aufgebaut und feierlich eingeweiht – bestückt mit den fast 200 kunstvoll geschmiedeten Geländerstäben und Zierelementen, die Metallgestalter aus aller Welt seit der Biennale 2006 vollendet haben. Und auch 2008 sollen aus den Biennale-Feuern in Kolbermoor noch weitere hinzukommen.

Bei allen Mitstreitern hat die erfolgreiche Umsetzung des Friedensprojektes für große Zufriedenheit und Begeisterung gesorgt – und augenscheinlich sogar Appetit auf noch mehr gemacht: „Als die Brücke endlich fertig bei mir im Hof stand, kam Tim Voggenreiter und sagte: "Die nächste Brücke bauen wir noch ein Hauseck größer!", erzählt Michael Ertlmeier. Auch er hätte nichts dagegen.